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Evidenzbüro

das, -s, -s

Dokumentationsstelle; Registratur


Wortart: Substantiv
Kategorie: Amts- und Juristensprache
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 31.05.2013
Bekanntheit: 80%  
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Kommentare (4)


Einst war's
der Name des k.u.k. Militärgeheimdienstes, wo alle aus den verschiedensten Quellen stammenden Meldungen mit militärischer Relevanz gesammelt und 'in Evidenz gehalten' wurden. Das nachrichtendienstliche Evidenzbüro war eine Stabsstelle des k.u.k. Kriegsministeriums. Das Büro hatte seinen Sitz im Gebäude des Kriegsministeriums in Wien und seine Meldungen mussten täglich dem Generalstabschef sowie einmal wöchentlich dem Kaiser Franz Joseph (bis 1913 handschriftlich) vorgelegt werden. Mit dem "Evidenzbureau" wurde 1850 der erste ständige militärische Geheimdienst geschaffen,
noch im Nov. 1918 aber beschloss die Regierung der Republik Deutschösterreich, das militärische Evidenzbüro aufzulösen. (WP)*Jetzt ist "Evidenzbüro" die Bezeichnung für die Dokumentationsstellen verschiedener Gerichte, z.B. aller 3 österr. Höchstgerichte, des Obersten, des Verfassungs- und des Verwaltungsgerichtshofes.* «Dem Evidenzbürodes OGH obliegt die Erfassung und Aufbereitung der Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs sowie der für den Obersten Gerichtshof allenfalls bedeutsamen Entscheidungen anderer Gerichte. Dies geschieht im Rahmen einer allgemein zugänglichen Datenbank. Außerdem gibt das Evidenzbüro den Mitgliedern des Obersten Gerichtshofs und der Generalprokuratur die erforderliche Unterstützung bei der Sammlung der für ihre Tätigkeit erforderlichen rechtlichen Grundlagen.» http://www.ogh.gv.at/de/evidenzbuero*
«Das Evidenzbüro des VfGH dokumentiert laufend sämtliche Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes. Alle Entscheidungen werden zeitnah in die Datenbank Verfassungsgerichtshof des Rechtsinformationssystems des Bundes (RIS) eingespielt, wo sind sie ab dem Jahr 1980 nach Suchworten, Paragraphen und anderen Kriterien kostenlos abrufbar sind.» http://www.vfgh.gv.at/cms/vfgh-site/kontakt/evidenz.html * «Im Evidenzbüro des VwGH werden die Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshofes erfasst, registriert und ausgewertet. Die Auswertung besteht in der Hervorhebung der im Einzelfall angewendeten gesetzlichen Vorschriften und der Zuordnung von Schlagworten sowie in der Bildung von "Rechtssätzen", die die rechtlichen Aussagen einer Entscheidung zusammenfassen» http://www.vwgh.gv.at/gerichtshof/organisation/leistungundjustizverwaltung.html
* Auch der UFS der Unabhängige Finanzsenat - hat ein Evidenzbüro, dessen Leiterin berichtet, der Unabhängige Finanzsenat habe unter dem Motto „Judikaturdokumentation effizient gestalten“ zu einem Evidenzstellentreffen geladen. http://ufs.bmf.gv.at/chronik/archiv/65227.htm

Ebenso bestehen unter der Bezeichnung "Evidenzbüro" bei Landesregierungen Dokumentationsstellen für die Entscheidungen der jetzt noch bestehenden Unabhängigen Verwaltungsssenate: Themen des Evidenzbüros beim Amt der Kärntner LRegg. sind daher
«Erfassung, Registrierung und Auswertung der Entscheidungen des UVS sowie
Evidenthaltung von Gesetzes- und Verordnungsprüfungsanträgen der UVS in den Ländern» http://www.ktn.gv.at/209070_DE-Organisation-Evidenzbuero
Koschutnig 31.05.2013


Zum Eintrag „Evidenz“
gibt es bei der Beurteilung v.
2012-01-31 bereits einen Kommentar aus Wien 9. Alsergrund: »ein "amtsösterreichisches" Wort; schon zu Kaisers Zeiten war das "Evidenzbüro" der militärische Abwehrdienst.« Dazu:

DIE ZEIT (03.05.1974): »In der Galerie der Meisterspione wird er [d.i. DDR-Agent Günter Guillaume, Anlass für den Rücktritt von Willy Brandt] gewiss nur ein blasses Bild abgeben. Neben dem eleganten Oberst Redl etwa, Leiter [richtig wäre „Stv. Leiter“] des k. u. k.Evidenzbüros und russischer Agent, neben dem genialen Sowjetspion Richard Sorge oder dem Weltenrichter" Klaus Fuchs, der die britischen Atomgeheimnisse an den Osten verriet, muß Guillaume wie fader Durchschnitt wirken. Vielleicht war er wirklich der größte Schauspieler aller Zeiten", wie jetzt ein Frankfurter Sozialdemokrat stöhnte.«

DIE ZEIT (22.3.2007): »Max Ronge, notierte kühl die Zahl der Toten und den Grund ihrer Hinrichtung: "Verrat an den Feind". Sieben Jahre zuvor war er in den Militärgeheimdienst der Monarchie das sogenannte Evidenzbüro eingetreten, hatte gelernt, Geheimtinten zu mixen, Botschaften in ausgehöhlten Spazierstöcken, Bürsten oder anderen Alltagsgegenständen zu verstecken und überall Feinde des Kaiserhauses zu wittern« ( „Mein Großvater, der Mörder“
http://www.zeit.de/2007/13/OE-Jagschitz/seite-2
* 1955 stand im SPIEGEL-Artikel
„O du mein Österreich“ zu Franz Antels Oberst–Redl-Film „Spionage“:
»Das Skript hält sich im wesentlichen an den historischen Vorgang, der sich in den letzten Jahren vor dem ersten Weltkrieg abspielte: Der österreichische Generalstab und sein "Evidenzbüro" (Abwehrabteilung) befürchteten damals wegen verschiedener deutlicher Anzeichen, dass in seinen höchsten Stellen ein Verräter sitzen müsse…. Um diesen Fall aufzuklären, holte der Leiter des Evidenzbüros, Oberst Urbanski v. Ostromiesz, den einstmaligen Leiter der Abteilung "Fremde Armeen" des Evidenzbüros und gleichzeitigen Generalstabschef des 8. Korps (Prag), den Obersten Alfred Redl, nach Wien. Redl galt als einer der brillantesten Offiziere des Generalstabes. Er sollte die Vorfälle untersuchen. « ( 23.02.1955)
Koschutnig 31.05.2013


In Vgh. und Ggw. » «
tauchen nach dem Ende des Evidenzbureaus beim k.u k. Generalstab außer bei österr. Gerichten und Ämtern auch zahlreiche andere austriazistische Evidenzbüros auf, schließlich ist *
die Führung eines "Evidenzbüros (Lagerung, Aktualisierung und Vernichtung von Akten)" oder
die Evidenzhaltung von Terminen ein ebenso freies Gewerbe wie die Essiggemüseerzeugung oder die Erzeugung von Pantoffeln, Pizzen, Werkzeugstielen und Holzgabeln und ist wie diese ja an keinen Befähigungsnachweis gebunden. http://www.50plus.at/unternehmensgruendung/gewerbe-freie.htm
* In ihrem "Evidenzbüro" (1080 WIEN, Feldgasse 13/IV) hält z.B. eine INTERNATIONALE ORDENS-UNION verschiedene Veranstaltungen wie den „traditionellen Heringsschmaus“, ein „traditionelles Ganslessen“ oder ihre Statthaltersitzung ab. http://www.internationaleordensunion.at/veran_i.html

* Da gab’s auch etwa den Großindustriellen und Kunstsammler August Lederer (gest. 1936) mit folgenden Firmen: „Raaber Spiritusfabrik und Raffinerie“ in Györ, Ungarn; „Jungbunzlauer Spiritusfabrik A.G.“ in Wien; „Stärke- und Dextrinfabriken G.m.b.H.“; sämtliche mit Evidenzbüro in Wien I., Bartensteingasse 8 http://www.lostart.de/
* Die Preise von ANT - Austria Network Technology - mit »Kernkompetenzen im Bereich der strukturierten Gebäude- und Industrieverkabelung ... enthalten eine Cu-Basis von EURO 1,30/kg, eine Alu-Basis von EURO 1,00/kg und eine Blei-Basis von EURO 0,50/kg. Die entsprechenden Metallzu- und -abschläge ergeben sich laut Mitteilung des Kabel-Evidenzbüros, Wien. «
* Antragsteller für das Patent Nr. EP 0048241 A2 betr. ein . » Verfahren zur Herstellung von lagerfähigen Eindickungsprodukten von Rohsaftextrakten und/oder deren Fermentationsschlempen « ist das »Evidenzbüro österreichischer Zuckerfabriken Gesellschaft m.b.H.«
1939 war der Herausgeber eines „Katalogs gusseiserner Rohre und Formstücke für Wasser- und Gasleitungen” das Evidenzbüro der Vereinigten Gussrohrwerke, die bald danach zwar „Vereinigte Gussrohrwerke des Protektorates Böhmen und Mähren“ hießen, deren Evidenzbüro jedoch seinen Namen behielt http://tinyurl.com/mmotqw5
* Selbst in Theresienstadt gab es ein Evidenzbüro: Von der Großmutter des australischen Wissenschaftlers Peter Singer wird berichtet: «Amalie arbeitete im "Evidenzbüro" des Ghettos und konnte ihn im selben Gebäude unterbringen» http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&p=articles&id=424&area=1
Koschutnig 31.05.2013


Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch
ins Evidenzbüro, auch das, was am 1. Juli los war.
Koschutnig 06.07.2016





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Das österreichische Deutsch, oder einfach Österreichisch, zeichnet sich durch besondere Merkmale aus. Es besitzt einen einzigartigen Wortschatz, bekannt als Austriazismen, sowie charakteristische Redewendungen.

Die Eigenarten von österreichischem Deutsch gehen jedoch über den Wortschatz hinaus. Sie beinhalten auch Grammatik und Aussprache, inklusive der Phonologie und Intonation. Darüber hinaus finden sich Eigenheiten in der Rechtschreibung, wobei die Reform von 1996 gewisse Grenzen setzt.

Das Standarddeutsch des Österreichischen ist von der Umgangssprache und den in Österreich gebräuchlichen Dialekten, wie den bairischen und alemannischen, deutlich abzugrenzen.

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